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Franziskus, Antonius von Padua und die Wissenschaft

Zunächst eine kleine Lebensbeschreibung des hl. Antonius von Padua 
Der hl. Antonius von Padua wurde 1195 in Lissabon geboren.
Zunächst Augustiner-Chorherr, lernte er Brüder des noch sehr jungen Ordens des Franziskus von Assisi kennen und trat in diesen über. Man fand keine Aufgabe für ihn, den ausgebildeten Theologen und Priester, von denen es im Orden noch nur wenige gab. So wurde er zunächst in eine kleine Einsiedelei bei Forli in Oberitalien geschickt.
In Forlì änderte sich dann auch das Schicksal des Antonius, als er angelegentlich einer Priesterweihe aus dem Stegreif eine Staunen erregende Ansprache hielt (alle anderen gaben vor, nicht genug vorbereitet zu sein). Antonius wurde Ausbilder, Organisator und vor allem Prediger. Schon um 1223 beauftragt Franziskus ihn in einem Brief damit, die Brüdern Theologie zu lehren. Von da an ist Antonius als "Theologieprofessor" (wenn man das unzeitgemäße Wort verwenden will) und als Prediger unterwegs.

Hier nun zwei Zitate aus den Originalschriften von Franziskus:

  1. Aus der Bullierten Regel, am 29. 11. 1223 von Papst Honorius III. durch die Bulle ?Solet annuere? bestätigt:

?Ich warne aber und ermahne im Herrn Jesus Christus, dass die Brüder sich hüten mögen vor allem Stolz, eitler Ruhmsucht, Neid, Habsucht, .... ; und die von den Wissenschaften keine Kenntnis haben, sollen nicht danach trachten, Wissenschaften  zu erlernen.?

(BReg 10,7)

  1. Aus dem Brief an Antonius, Ende 1223 eher Anfang 1224 entstanden:

?Es gefällt mir, dass du den Brüdern die heilige Theologie vorträgst, wenn du nur nicht durch dieses Studium den Geist des Gebetes und der Hingabe auslöschst, wie es in der Regel steht.?

(Br Ant 2)

In der Aprilausgabe 2006 von Spektrum der Wissenschaft, lesen wir in dem Artikel ?Über das Verhältnis von Wissenschaft und Religion?, einer Diskussion zwischen dem Kosmologen Gerhard Börner und dem katholischen Theologen Hans Küng:

Börner: ?Ich würde ... sagen, Wissenschaft und Religion sprechen verschiedene Ebenen der Wirklichkeit an.?

Küng: ?Es gibt Fragen, in denen die Religion einfach nicht zuständig ist, wie die Entstehung des Kosmos. Das gilt jedoch auch umgekehrt, bei Fragen etwa nach dem Urgrund, dem Ursinn des Ganzen, den ethischen Standards, der geistigen Heimat. Das ist aber nur der eine Aspekt. Es gibt auf beiden Seiten zahllose Fragen, wo man sich bei den Kollegen der anderen Fakultät kundig zu machen hat.?

Weiter lesen wir

Küng: ?Ich bewundere, was seit Kopernikus und Galilei gerade in der Kosmologie erarbeitet wurde. Und ich bin neugierig und möchte wissen, wie das alles abgelaufen ist. Das ist unabhängig von meinem Glauben, der von einer anderen Quelle herrührt.?

Wir sehen hier also die eine Ebene, die der Wissenschaften, in der Naturwissenschaft und Theologie als dialogisierend aber unabhängig nebeneinander stehen und die zweite Ebene, die des Glaubens, die quasi als parallele Ebene keine Berührungspunkte mit der anderen hat.

Wie wir dem Zitat aus dem Brief an Antonius entnehmen können, geht es dort speziell um die Theologie als Wissenschaft. Unter Berücksichtigung der historischen Gegebenheiten des politischen und gesellschaftlichen Umfeldes von Franziskus in seiner Zeit und der Strömungen innerhalb des Ordens, können wir aber seinen Wissenschaftsbegriff ausdehnen auf Wissenschaft schlechthin.

 Franziskus geht es um die Wirkung der Beziehung zwischen den o. g. parallelen Ebenen. Sein Gebot zur Distanz zur Wissenschaft ist nicht vergleichbar mit der Haltung der Kirche, die verbot, die Dogmen der Kirche in Frage zu stellen. (Heute freilich sagt ein Theologe mit absoluter Selbstverständlichkeit:

?Doch wenn man solche Dogmen nur wiederholen könnte und nicht befragen und interpretieren dürfte, wäre das ein fundamentales Missverständnis.? Küng in dem gleichen Artikel.)

 Nein, Franziskus selbst bewegt sich ganz auf der parallelen Ebene, der des Glaubens.

Er beobachtet und beurteilt aus dieser Perspektive nicht die andere Ebene, sondern den Menschen, der sich auf diese Ebene begibt, seine Haltung, eventuell seine Veränderung, die sich in ihm vollzieht, wenn er zum Wissenschaftler wird oder sich danach sehnt, es zu werden.

 Der Beginn der Quantentheorie in der Physik (1900) war nicht so sehr für die Physik als solche ein immenser Umbruch - keines ihrer bis dato geltenden Gesetze kamen durch sie zu Fall - sondern vielmehr für die Grundeinstellung des menschlichen Selbstbewusstseins als Physiker. Es kam die fatale Erkenntnis, dass es nicht Entschlüsselbares in der Physik geben wird.

Entschlüsselung in der Wissenschaft und Steuerungsmöglichkeit in der Technik sind in gewisser Weise Besitz, sind Macht, sind Reichtum. Zudem bedienen sie das Bedürfnis des Menschen nach Struktur, Klarheit und Absicherung. Sie befreien ihn von Unsicherheit und letztlich sogar in einem gewissen Grad von der Notwendigkeit des Vertrauens. Diabolisch futuristisch überzeichnet wird Gesellschaft zum Funktionsmechanismus und so manche Beziehung zum Mitmenschen wird in einer entschlüsselten Welt aufgebaut, um einem Zweck zu dienen. Die Welt wird begreifbar.

Das Unergründliche dagegen verunsichert, das Geheimnisvolle fordert Vertrauen.

Von Carl Friedrich von Weizsäcker stammt das Zitat: ?Die Physik erklärt die Geheimnisse der Natur nicht, sie führt sie nur auf tiefer liegende Geheimnisse zurück.? Damit ist nicht das ?Rückzugsgefecht? gemeint, das Gott stets in die noch bestehende Lücke der Erkenntnis hineinprojiziert.

Weizsäckers Einstellung, die Anerkennung des Geheimnisvollen, berührt den Wissenschaftler in seiner Seele, sie prägt ihn als Mensch. Umgekehrt kann die Überzeugung, ein mechanistisches Weltensystem entschlüsseln zu können, den Charakter des Menschen prägen.

Der Wunsch die Welt verstehen zu können ist weder heilig noch teuflisch. Der Wunsch, die Welt zu gestalten, ist einer Ethik verpflichtet.

 Der oben genannte Reichtum, der nach Franziskus in vielerlei Hinsicht eine zerstörende Wirkung haben kann, ist wohl auch hier als Hintergrund seiner Regel zu sehen.

Und alle seine Überlegungen sind Einsichten in die Chance der Schlichtheit des Selbst, der eigenen Persönlichkeit. Es sind Einsichten in die Chance der Einfalt im Umgang miteinander.

 Franziskus? Grundhaltung ist bedingungsloses Vertrauen und damit bedingungsloses sich Ausliefern. Er nennt es ?Geist des Gebetes und der Hingabe?.

 ?Es gefällt mir, dass du den Brüdern die heilige Theologie vorträgst, wenn du nur nicht den Geist des Gebetes und der Hingabe auslöschst, wie es in der Regel steht.?

 Wissenschaft also ist für Franziskus eine schöne und wertvolle Aufgabe, darf aber nicht die von ihm so hoch geschätzte Tugend der Hingabe stören. Hingabe, das ist das vollkommene sich Fallen lassen in das Vertrauen auf Gott und die Menschen einschließlich seiner selbst.

Die in sich neutrale bis wertvolle Wissenschaft kann aber die menschliche Seele in Gefahr bringen, genau wie das Geld. Nennt er sie doch in einem Satz zusammen mit Stolz, Ruhmsucht, Neid und Habsucht.

So gesehen ist Wissenschaft aus franziskanischer Perspektive kein Instrument der Glaubenverkündung, denn Glauben findet auf einer anderen Ebene statt. Sie darf aber von dieser anderen Ebene aus nicht das Vertrauen stören, darf kein Machtinstrument sein und erst recht keines, das Klassenunterschiede entstehen lässt.

In seiner Armutsliebe will Franziskus auch auf das verzichten, was die Wissenschaft anzubieten hat.

In einem Lied aus einem Franziskusmusical heißt es:

?Ich hänge in der Luft, fest, ein Fest, zwischen Himmel und Erde, festgenagelt an den Himmel, festgenagelt auf sein Wort.?

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